Zwischen Rechtsruck und Öko-Kapitalismus: Kommt unsere Welt an ihr Limit?
Ulrich Brand und Markus Wissen haben den Begriff der „imperialen Lebensweise“ in die Debatte eingeführt, um aus kapitalismuskritischer Sicht den Zusammenhang zwischen „zerstörerischen Natur- und gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen“ zu beleuchten. Dazu erschien im oekom Verlag der gleichnamige Bestseller »Imperiale Lebensweise«.
In ihrem neuen, ebenfalls bei oekom erschienenen Buch »Kapitalismus am Limit« stellen die beiden Wissenschaftler fest, dass die Energiewende „eine gigantische Materialschlacht“ sei. Die meisten der dafür benötigten Rohstoffe „befinden sich in den Ländern des globalen Südens und werden dort vor allem für den Export gefördert“. Die grün-kapitalistische Modernisierung löse also den Grundkonflikt um eine ökologisch und sozial ausbeuterische Spaltung der Welt keinesfalls. Der derzeitige Aufstieg der rechtsautoritären Kräfte und Parteien und das Entstehen von „links-konservativen“ Akteuren sei ein weiterer ungeeigneter Versuch, die Systemkrise zu überwinden. Im Grunde stünden wir vor drei Lösungsversuchen der aktuellen gesellschaftlichen Krisendynamik – einer autoritären Stabilisierung, einer öko-kapitalistischen Modernisierung und einer „solidarischen Überwindung der imperialen Lebensweise“. Letztere ist der Weg, den Brand/Wissen als die einzig nachhaltige Alternative betrachten. In ihrem neuen Buch skizzieren sie, wie sie sich den von ihnen favorisierten „ökologischen Wohlfahrtsstaat“ vorstellen. In diesem utopischen Setting werde sich die staatliche Struktur an sich verändern, weil die staatliche Bürokratie mit ihrem „strukturellen Konservativismus“ als Machtfaktor abgeschafft werde. Die Bürger/innen werden eine „solidarische Selbstbegrenzung“ ihres Lebensstils praktizieren. Die Autoindustrie würde zurückgebaut werden und die Bodenvergabe demokratisch kontrolliert. In „transformativen Zellen“ soll diese umwälzende Veränderung der Gesellschaft vorbereitet und erprobt werden, die letztlich auch die Menschen selbst mit ihren „Subjektivitäten, Bedürfnissen, Wünschen und Affekten“ verändern werde.
Der Mitautor Markus Wissen wird das Buch bei stratum vorstellen. Er ist Professor für Gesellschaftswissenschaften an der HWR Berlin und beschäftigt sich in seiner Forschung mit dem Zusammenhang von Globalisierung und Krisen, Umwelt-, Klima- und Ressourcenpolitik sowie verschiedenen Aspekten gesellschaftlicher Transformationen.
Die Veranstaltung ist kostenlos. Bitte melden Sie sich über den Veranstalter hier an. Sie können auch per Livestream dabei sein. Der Veranstalter verschickt den Link kurz vor Veranstaltungsbeginn an alle angemeldeten Teilnehmer*innen.
stratum lounge
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